Deutliche Kritik an dem geplanten Baugebiet in Ruttershausen kommt von der CDU Lollar. Die Einwände beziehen sich auf die Vorgehensweise bei der Entscheidung sowie die Größe des Projekts. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung einer eigentlich unverbindlichen Machbarkeitsstudie habe sich Bürgermeister Dr. Wieczorek eine Blankovollmacht für ein überdimensioniertes Großprojekt ausstellen lassen. Die CDU bedauere sehr, dass die Stadtverordnetenversammlung diesem Ansinnen mehrheitlich gefolgt sei und es sich nicht vorbehalten möchte, ergebnisoffen darüber zu debattieren.

Eine vorherige Diskussion, ob ein solches Baugebiet verkehrstechnisch, ökologisch oder gesellschaftlich überhaupt verkraftbar ist, wäre dringend geboten gewesen. Sowohl das von Bürgermeister und rot-grüner Mehrheit vorgelegte Eiltempo, als auch die öffentlich angeführten Argumente werfen große Fragen auf. Als Begründung würde beispielsweise die Bevölkerungsprognose des kürzlich vom Landkreis Gießen veröffentlichten Demografieatlas‘ herangezogen. Diese sagt für Lollar eine bis 2030 um 7,2% steigende Bevölkerung voraus.
Die errechnete Wachstumsrate nun jedoch als Rechtfertigung für 21,5 Hektar Baugebietsfläche heranzuziehen, zeige im politischen Sinne eine gewisse Dreistigkeit. Im Demografieatlas ist nämlich transparent dargestellt, welche Annahmen der Bürgermeister für das Rechenmodell hat aufnehmen lassen. Grundannahme und damit Voraussetzung für das Bevölkerungswachstum ist demzufolge, dass in Ruttershausen ein „Potential von mindestens 200 Bauplätzen“ besteht. Insofern werden Ursache und Wirkung nun absichtlich vertauscht, indem die Bevölkerungsprognosen unzulässigerweise die Notwendigkeit weiterer Bauplätze belegen sollen.

Keinen Zweifel hingegen hat die CDU an der Aussage des Bürgermeisters, dass eine unverändert hohe Markt- und Investorennachfrage nach Baugrundstücken bestünde. Eben aufgrund der regen Aktivität von Investoren und Bauträgern jedoch erscheine es wenig glaubhaft, dass das Gebiet nur in langsamen Etappen in den nächsten zwanzig Jahren entwickelt werden soll.

Die CDU hält es nicht für zielführend und nachhaltig, jeden freien Quadratmeter Land zu Geld machen zu wollen. Schon bei kleineren Bauprojekten sehe sich die Stadt Lollar außerstande, aus Sicht der CDU angemessene ökologische Ausgleichsflächen zu definieren. Unklar seien zudem der Umfang der angedachten Infrastrukturarbeiten, die zu erwartenden Einflüsse etwa auf Verkehrssituation und Kindergarten-Auslastung sowie allgemeine Auswirkungen auf die Ortskerne. Man vermute jedoch, dass eben diese Fragen nicht mehr unvoreingenommen in Ortsbeiträten und Stadtverordnetenversammlung diskutiert werden sollen und man schnell Fakten schaffen wolle.

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